(4) Der Anfängerfehler – eine Alarmanlage vom Elektronikmarkt

Mein lieber Scholli.

Obwohl ich eigentlich extrem (und oft viel zu) markenbewußt bin, habe ich bei unserer ersten Alarmanlage einen richtig blöden – und wohl auch recht typischen – Anfängerfehler gemacht.

Damit alles ganz schnell geht und meine Frau auch ganz schnell einen Erfolg mit einer installierten Alarmanlage sieht, hatte ich mir folgendes gedacht: Mein guter Kumpel und Elektriker Gabo, der wirklich alles rund ums Thema Elektro und Elektronik kann, gab mir flott den Tipp, statt einer teuren Alarmanlage wie von Abus, Telenot, Jablotron oder Daitem, getrost auch eine aus dem Elektronikversand nehmen zu können. Eigentlich hat Gabo ganz oft recht mit seinen „Fachtipps“…

Also fuhren wir beide zu einer Elektronik-Filiale nach Essen, nachdem ich vorher nächtelang alles Wichtige zu günstigen Einstiegs-Alarmanlagen recherchiert hatte, wir sprachen mit dem Verkäufer und entschieden uns für eine Funk-Alarmanlage von einem nicht unbekannten Anbieter für unglaublich günstige 100 Euro und nochmals gut 100 Euro für eine Sirene sowie einen zweiten Fernbedienungsschlüssel und Kleinkram. Für 250 Euro also eine „komplette“ Alarmanlage, die konnte ja nicht schlecht sein, denn der Markenname hört sich definitiv sehr deutsch an…

Gabo installierte das Teilchen, fragte sich zwischendurch immer wieder mal, wieso denn Schrauben dabei sind, die so gar nicht zur Installation an der Wand passen – aber egal, er hatte ja seinen eigenen Werkzeug- und Materialkoffer dabei.

Nach drei Stunden war alles soweit fertig, auch die Sirene in 3 Metern Höhe angebracht (Vorteil Altbau) sowie auch die Alarmanlagen-Zentrale, die aussieht wie ein etwas größerer Anrufbeantworter, durchaus recht schick.

Ich verkürze jetzt mal etwas und bringe die Fakten auf den Punkt: Beim Aktivieren der einzelnen Komponenten, also dem Magnet-Türöffner, dem Bewegungsmelder und der Sirene, brauchten wir nochmals fast drei Stunden, da es bei der Anmeldung der einzelnen Komponenten mal funktionierte, dann aber wieder ein Fehler bei der Bestätigung auftrat. Horror. Selbst kleine individuelle Einstellungen bzw. Programmierungen, z.B. den Bewegungsmelder im Flurbereich für die Nacht so einzustellen bzw. zu deaktivieren, daß meine Frau oder unsere kleine Tochter zur Toilette dort vorbeischleichen können ohne das dadurch ein (Fehl)Alarm ausgelöst wird – Fehlanzeige.

Der Hammer aber passierte gleich am zweiten Tag. Zweimal (!) hintereinander ein Fehlalarm. Ohne erkennbaren Grund wird spät abends Alarm und am Tag darauf nochmals nachmittags ausgelöst. Die (immerhin sehr laute) Sirene springt an und weckt auch die Nachbarn im Haus. Und auch unsere Kleine steht beim Nachtalarm aufgeregt im Bett. Unvorstellbarer Stress!

Beim Anruf der gebührenpflichtigen Hotline des Herstellers – abends ist natürlich niemand zu bekommen. Hatte ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet, 2 Euro Telefongebühren werden dennoch berechnet. Der Verkäufer vom Elektronikmarkt kann sicher auch nichts Sinnvolles zur Lösung beitragen, da zu spezielle Anforderungen. Also recherchiere ich am nächsten Tag die Festnetz-Nr. des Herstellers und habe Glück, sogar direkt zu einem Entwicklung-Mitarbeiter durchgestellt zu werden. Ich schildere ihm den Vorfall, wir sprechen und diskutieren fast eine Stunde, und ich denke: welch ein kompetenter Mann, der vieles weiß und toll + substantiell beantworten kann. ABER – er sagt auch und wirklich erstaunlich sehr ehrlich: „Es ist kein Wunder, daß solche Fehlalarme auch mal ausgelöst werden können, denn wir lassen zehntausende Anlagen in Fernost produzieren, die dann per Container zu uns kommen und bei den angebotenen Preisen natürlich nicht einzeln auf Funktion geprüft werden können wie bei teureren Anlagen.“ Bums. Ja, ist eigentlich klar. Was habe ich denn erwartet? Und auch welches „Elektronik-Niveau“, welche Material- und Verarbeitungsqualität zu diesem 250€ Dumping-Preis?!

In Foren wurde mir dann bestätigt, daß ich kein Montagsgerät erwischt hatte. Und im Gespräch mit dem Entwicklungs-Mitarbeiter erfuhr ich auch, daß am Ende natürlich auch – und gerade -bei einem komplexen „System“ einer Alarmanlage ganz klar der Preis den Unterschied macht. Eine Alarmanlage unter 1.000 Euro ist wohl eher etwas fürs Ferienhaus oder die Gartenhütte – aber auf jeden Fall nur dann geeignet, wenn minimalste Ansprüche an Funktionalität und Zuverlässigkeit auch passen und akzeptiert werden können. Sobald individuelle Anpassungen und mögliche Erweiterungen dazu kommen und vor allem die 100%ige System-Zuverlässigkeit durch hochwertig entwickelte, angelegte und produzierte Komponenten und Bauteile sowie wichtige Themen wie Sabotage- und Manipulationsschutz oder mehrfach gesicherte Frequenzübertragungen bei einem Funkalarmsystem, muß es ein echtes Qualitäts = Markenprodukt sein. Das ist dann einmal teurer in der Grundanschaffung – und auch wir mussten einmal kräftig schlucken und uns überwinden dies zu investieren – aber dafür ist dann wirklich Ruhe im Karton und Sicherheit der Profiklasse gewährleistet, die im Fall der Fälle richtig und zuverlässig reagiert und schützt.

Hui, jetzt bin ich aber im Schreibfluß.

Und wäre ich selbst Alarmanlagen-Verkäufer, würde ich schlussendlich wahrscheinlich mit einer einfachen Frage und Rechnung kommen: was ist mir echte Sicherheit wert (soviel wie eine gute Jeanshose in meinem Fall?) und sind auf die Lebensdauer einer verlässlichen Profi-Alarmanlage am Ende weniger als vllt. 1€ pro Tag zu viel? 🙂

Ich sage auf jeden Fall eines: nie wieder ein Alarmanlagen-Fehlalarm nachts!


5 Gedanken zu “(4) Der Anfängerfehler – eine Alarmanlage vom Elektronikmarkt

    1. Hallo Wienhold, ich habe mich für eine Telenot Anlage entschieden (Basis ist die Funk-Alarmzentrale Telenot complex 200H/2516), schau Dir am besten mal Blogbeitrag (7) an, da sind meine Anlage und alle Komponenten ganz detailliert beschrieben

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  1. Sehr schöner Artikel! Deckt sich genau mit meinen eigenen Erfahrungen. Ich habe meine erste Alarmanlage ebenfalls in einem Elektronikmarkt erworben und war von der Zuverlässigkeit gleichermaßen enttäuscht. Ich muss aber sagen, dass es nicht zwingend ein Modell für über 1000€ sein muss, um sich im Eigenheim sicher fühlen zu können. Für knapp 500€ bekommt man online zuverlässige Alarmansysteme, die sich noch dazu selbständig und einfach installieren lassen. Speziell über die Telenot-Anlage habe ich bislang fast nur gutes gehört. Wäre wohl eine Überlegung für mich, wenn ich mal über ein neues Modell nachdenke!

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  2. Hallo,
    bin gerade auch auf der Suche nach einer passenden Alarmanlage. Durch diesen Artikel habe ich wahrscheinlich viel Geld gespart, sollte mich dafür nochmal schnell Bedanken. Macht weiter so!
    Lg

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    1. Vielen Dank, Gerald, über solche Kommentare freue ich mich wirklich am meisten – und muss gleichzeitig grinsen, wenn ich an meine eigenen „Anfänger“-Erfahrungen zum Thema Alarmanlage denke. Klares Fazit: „Geiz ist geil“, gilt hier so gar nicht aus meiner Sicht!

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